Zunft & Handwerk

 

Zunftschilder

Zünfte im Mittelalter

Eine Zunft entstand, wenn sich die Handwerker einer Gruppe zusammenschlossen, um die Wahrung ihrer gemeinsamen Interessen zu sichern. Zünfte hatten ihren Sitz in größeren Orten oder dort, wo eine bestimmte Berufsgruppe besonders häufig anzutreffen war. Deshalb haben die Zünfte ihre Anfänge auch erst im Hochmittelalter, da erst dann viele neue Städte entstanden, in denen sich die Berufsgruppen entwickelten. Jeder Handwerker in der mittelalterlichen Stadt musste Mitglied seiner Zunft sein, um seinen Beruf ausüben zu können.

Zunftzeichen

Des Weiteren hatte jede Zunft ihr eigenes Zunftzeichen. Dieses hatte für die Mitglieder der jeweiligen Zunft identitätsstiftende Wirkung und grenzte auch nach außen ab. Die Gewerbe waren durch außen angebrachte Zunftzeichen gekennzeichnet, sodass auch ein leseunkundiger Mensch zu erkennen vermochte, wo er die diversen Produkte oder Dienstleistungen erwerben konnte. So ließ sich beispielsweise der Bäcker auch von nicht ortskundigen Durchreisenden leicht ausfindig machen, da an seinem Haus eine stilisierte Brezel als Zunftzeichen angebracht war.

Grundlagen Berufe im Mittelalter

Es gab im Mittelalter in Deutschland unzählige Berufe. Die meisten davon waren handwerkliche Berufe. Eigentlich alles, was hergestellt werden konnte, hatte eine eigene Berufsbezeichnung.

Handwerksberufe im Mittelalter

Erst gegen Ende des Frühmittelalters entwickelten sich Handwerksbetriebe. Grund hierfür war das Wachstum der Dörfer zu Städten. Zwar war das Handwerk auch in Dörfern und auf dem Land verbreitet, wurde aber nur für die Eigenproduktion betrieben. Die meisten Handwerker waren zunächst Bauern, die handwerkliche Tätigkeiten zum Nebenverdienst ausübten. Die Spezialisierung der einzelnen handwerklichen Berufe entwickelte sich aber erst im Laufe der Zeit. Grund hierfür war die steigende Nachfrage in den Städten.

Bauberufe

Der Bereich der Bauberufe umfasst gleich mehrere Handwerke auf einmal. Es wurden sowohl Holz und Stein, sowie später auch Metall verarbeitet, somit brauchte ein erfolgreicher Bau neben dem fähigen Baumeister auch Schreiner, Steinmetzen, Tischler, Gerüstbauer und Schmiede. Dazu kamen auch Schnitzer, Maler, Bildhauer und Künstler, die dem fertigen Gebäude seinen einzigartigen Charakter verliehen.

Vor allem die großen Bauwerke, wie Stadtmauern oder Kathedralen beschäftigten ein Heer aus mehreren hundert Arbeitern. Nur durch diese großartige Teamarbeit der verschiedensten Handwerkszünfte konnten diese architektonischen Meisterleistungen überhaupt entstehen.

Ernährungsberufe

Zur Zeit des Mittelalters war Ernährung in den meisten Räumen noch das, was es im Grunde auch ist – eine Lebensgrundlage. Zur Völlerei kam es in der Regel nur im Adel oder in moralisch schlecht gesitteten Klöstern. Alle übrigen Menschen konnten sich derartige Verschwendungssucht gar nicht leisten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich auch das Beschäftigungsbild im Bereich der Ernährung auf die lebenswichtigen Tätigkeiten, wie die des Müllers, Beckers, Fischers, Jägers und Fleischers beschränken. Nichtsdestotrotz gab es daneben natürlich auch zahlreiche Gasthäuser, die begabte Köche und Gastwirte beherbergten.

Holzberufe

Tischler, Schreiner, Drechsler, Schnitzer oder Flößer – die Vielfalt der mittelalterlichen Holzberufe erstreckt sich über ein sehr weites Feld. Da auch heute noch in zahlreichen Bereichen mit dem Grundmaterial Holz gearbeitet wird, haben sich die meisten Berufe auch erhalten. Dennoch spielte im Mittelalter Holz noch eine wesentlich größere Rolle, als heute.

Ganze Häuser, Stadtmauern, Gerüste für Kirchen, Rathäuser und Kathedralen bestanden aus dem wertvollen Material und verlangte dementsprechend ein umfangreiches Wissen und Know-how der Handwerker.

Lederberufe

Schon in ihren jüngsten Tagen entdeckten die Menschen die Vorzüge von Tierhäuten. Als Kleidung oder Zeltbespannung – der Siegeszug des Leders greift weit in die Geschichte zurück. Zur Zeit des Mittelalters entwickelte sich die Branche der Lederberufe zu einem der wichtigsten Handwerksstände. Ob Adel oder Bauer, auf gegerbte Häute, Ledersattel, Polster, Riemen, Kummets für Zugtiere oder feinste Schuhe konnte niemand verzichten. Einige der Berufe, wie z.B. der Sattler, haben sich bis in die Gegenwart erhalten.

Metallberufe

Hammer, Amboss und Blasebalg – diese Werkzeuge geben Aufschluss über das traditionsreiche Handwerk des Schmiedes. Schon im Mittelalter gab es ein vielfältiges Angebot an Metallberufen. Vorrausetzung waren neben Kraft und Ausdauer auch ein umfangreiches Wissen zum Arbeitsgegenstand Metall, Präzision und ein gutes Vorstellungsvermögen.

Nicht nur Rüstungen, Waffen und Werkzeug, sondern auch feine Goldschmiedearbeiten, wie Trinkpokale oder edelste Schmuckstücke standen auf den Auftragslisten. Diese Filigranarbeit war vor allem beim Großbürgertum oder im Adel sehr beliebt.

Textilberufe

Dies ist eine der wenigen Branchen, die vor allem im späteren Mittelalter hauptsächlich den Frauen angedacht war. Vom Färben einmal abgesehen, waren es eher die Mütter, Töchter und Großmütter, die das Spinnen, Nähen, Stricken, Flechten, Knüpfen und Stopfen übernahmen. In einer Schneiderei allerdings war es natürlich wieder der Schneidermeister, der Schnitte festlegte und Aufträge verwaltete.


Quellen: Schmoeckel, Matthias:
Rechtsgeschichte der Wirtschaft. S. 38ff. Verlag Mohr Siebeck. Tübingen, 2008.
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